Vanadium-Redox-Flow: Sonnenenergie auch im Dunkeln nutzen
Stromspeicher sind eine Schlüsseltechnologie: Sie machen Solarstrom rund um die Uhr nutzbar. Eine neue Produktionstechnik bringt die im Großspeicher-Segment bereits erfolgreiche Vanadium-Redox-Flow-Technologie nun in die eigenen vier Wände.

Die Strompreise in Deutschland sind seit dem Jahr 2000 um mehr als das Doppelte angestiegen. Und mit ihnen wuchs der Wunsch vieler Hausbesitzer nach mehr Unabhängigkeit vom Energiemarkt und dessen weiter aufwärts drehender Preisspirale. Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) versprechen mehr Autarkie, indem der tägliche Strombedarf durch selbstproduzierte Solarenergie gedeckt wird. Doch die Realität sieht oftmals anders aus. Denn der Strombedarf ist in den meisten Haushalten dann am größten, wenn Photovoltaikanlagen wenig bis gar keinen Strom produzieren: in den Morgen- und Abendstunden.
Dies führt dazu, dass Haushalte in der Regel nur bis zu 30 Prozent ihres Strombedarfs aus der eigenen PV-Anlage beziehen. Nicht genutzte Solarenergie wird zwar ins Stromnetz eingespeist und vom Staat vergütet – doch in den vergangenen Jahren ist die über lange Zeit finanziell äußerst lohnende Einspeisevergütung deutlich gesunken. Und zwar in einem Maß, dass eine eigene Solarstromnutzung immer lukrativer wird.
Solarenergie wird 24 Stunden verfügbar
Stromspeicher gelten als zukunftsweisende Schlüsseltechnologie, um Solarstrom rund um die Uhr verfügbar zu machen. Mit ihnen lässt sich überschüssige Solarenergie speichern und für den späteren Verbrauch abrufen. Aktuell wird der Heimspeicher-Markt von lithiumbasierten Lösungen dominiert. Einen anderen Weg geht das Münchner Start-up VoltStorage, das als weltweit erster Heimspeicher-Anbieter auf die Vanadium-Redox-Flow-(VRF-)Technologie setzt. Diese wird bereits seit Jahren erfolgreich zur Speicherung von Wind- und Solarenergie in Großspeichern eingesetzt. So wurde beispielsweise Mitte 2017 am Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal die größte Batterie Deutschlands installiert – auf Basis der VRF-Technologie.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Speichersystemen auf Lithium- und Bleibasis setzt die VRF-Technologie auf eine Elektrolytflüssigkeit als Hauptenergieträger. Diese Flüssigkeit zirkuliert in zwei voneinander abgeschotteten Kreisläufen mit jeweils unterschiedlichen Oxidationsstufen und wird dabei durch spezielle Batteriezellen gepumpt – daher werden VRF-Batterien auch als Flussbatterien bezeichnet. Die Batteriezellen bestehen aus zwei durch eine ionenaustauschende Membran voneinander getrennten Halbzellen.
Beim Aufladevorgang wird den Batteriezellen elektrische Energie zugeführt, was in der kathoden Halbzelle zu einer Oxidation und in der anoden Halbzelle zu einer Reduktion der Elektrolytflüssigkeit führt – daher die Bezeichnung „Redox-Flow“. Die in der kathoden Halbzelle freiwerdenden Elektronen wandern über speziell behandelte Graphitelektroden in die anode Halbzelle, die über die ionenaustauschende Membran mit freigesetzten positiven Ausgleichsionen aus der kathoden Halbzelle versorgt wird. Es findet somit ein Umwandlungsprozess von elektrischer in chemische Energie statt. Beim Entladevorgang kehrt sich dieser Prozess um.
Langlebigkeit und Sicherheit sind Trumpf
Die VRF-Technologie bietet im Vergleich zu lithiumbasierten Batterien viele Vorteile – allen voran in puncto Langlebigkeit. So stellt die Dendritenbildung, eine elektrochemische Ablagerung von Metall an Elektroden, ein massives Problem bei Lithium-Batterien dar, da sich dadurch mittel- bis langfristig die Speicherkapazität und -leistung deutlich verringern. Aufgrund des flüssigen Vanadium-Elektrolyts ist eine Dendritenbildung bei VRF-Speichersystemen zu 100 Prozent auszuschließen. Dies resultiert in einer überdurchschnittlich hohen Zyklenzahl, die auf Basis von Langzeitests bei weit über 10.000 Vollzyklen liegt und die Vanadium-Redox-Flow-Technologie somit zur derzeit langlebigsten Speichertechnologie macht.
Auch beim oft vernachlässigten Thema Betriebssicherheit weist die VRF-Technologie große Vorteile auf. Aufgrund des hohen Wasseranteils des Vanadium-Elektrolyts von 80 Prozent sind Elektrolyt und Batterie-Stack nicht entflammbar oder explosiv, sodass keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen wie es etwa bei Lithium-Batterien der Fall ist. Insofern eignen sich VRF-Speichersysteme bestens für den Betrieb in sensitiven Umgebungen – wie zum Beispiel in Eigenheimen.
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