Sonnenaufgang für Photovoltaik-Projekte in Afrika

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Hendrik Härter

Sonne satt gibt es in Afrika: Viele afrikanische Länder stellen jetzt die Weichen für ambitionierte Photovoltaik-Projekte. Ein Report analysiert die Marktlage in 16 afrikanischen Ländern und entwirft verschiedene Zukunftsszenarien.

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Grenzenlos Energie erzeugen: Mit ambitionierten Photovoltaik-Projekten in 16 afrikanischen Ländern macht der Kontinent auf sich aufmerksam.
Grenzenlos Energie erzeugen: Mit ambitionierten Photovoltaik-Projekten in 16 afrikanischen Ländern macht der Kontinent auf sich aufmerksam.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Mit dem Projekt „Desertec“ hatte Europa das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2050 Solarkraftwerke in Nordafrika und dem Nahen Osten mit 17% des gesamten europäischen Strombedarf decken zu können. Selbst Verbraucher vor Ort sollten von der Energie profitieren können. Nur haben jetzt eher chinesische und arabische Investoren ihre Hände im Spiel.

Jetzt kommen wieder hoffnungsvolle Signale aus Afrika: Der Kontinent böte immense Potenziale für die Photovoltaik. Allerdings sind diese bisher kaum genutzt. Nun stellen viele Länder in Afrika die Weichen für ambitionierte Photovoltaik-Projekte. Zu diesem Ergebnis kommt der Intersolar Solarize Africa Market Report 2020.

Sonnenreiche Regionen wenig genutzt

Elektrifizierung und Erneuerbare Energien stehen in zahlreichen afrikanischen Ländern weit oben auf der politischen Agenda. Die tatsächlichen Installationsraten blieben im vergangenen Jahr jedoch niedrig: Mit rund 6,6 GW entfiel Ende 2019 rund ein Prozent der weltweit installierten PV-Leistung auf den afrikanischen Kontinent. Es erscheint paradox: Während die Photovoltaik global immer weiter wächst, entstehen ausgerechnet in den sonnen-reichsten Regionen der Erde kaum neue Anlagen.

Jetzt hat der Intersolar Solarize Africa Market Report 2020 eine Analyse des Marktes in ausgewählten afrikanischen Ländern erstellt, die in diesem Jahr um Senegal, Mali, Uganda, Madagaskar, Kenia und Tunesien erweitert wurden. Damit untersucht der Bericht die verschiedenen Phasen der Photovoltaik-Märkte für 16 afrikanische Länder, ihre regulatorischen Rahmenbedingungen und das jeweilige Potenzial für Photovoltaik-Anlagen. Darüber hinaus enthält der Bericht eine klare Aufforderung: Die Potentiale sind vorhanden, nun gilt es sie zu nutzen.

Verbesserte politische Rahmenbedingungen

Denn bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass sich auf dem Kontinent einiges tut: In zahlreichen afrikanischen Ländern sind zum Teil große Projekte geplant, auch die politischen Rahmenbedingungen verbessern sich stetig. Algerien etwa plant, bis 2024 PV-Anlagen mit einer Leistung von 4 GW neu zu installieren. Ägypten hat Ende 2019 den Solarpark Benban fertiggestellt. Mit einer installierten Endkapazität von 1,5 GW und sechs Millionen Photovoltaik-Paneelen ist Benban der größte Solarpark Afrikas und einer der größten weltweit – und Ägypten plant die Installation weiterer 3,5 GW Solarenergie bis 2027.

In Kenia waren 2019 gewerbliche PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 500 MW geplant und in Mali wurden jüngst Verträge für einen Solarpark mit demselben Volumen finalisiert. „Afrika steht am Anfang einer großen und entscheidenden Entwicklung – Es lässt sich wie eine Art Welle beschreiben, die sich immer weiter aufbaut. Wir sind gespannt, wie es weitergeht“, erzählt David Wedepohl, Geschäftsführer beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar).

Afrika auf dem globalen Photovoltaik-Markt

(Bild: Intersolar Europe)

Der Bericht zeigt in vier möglichen Szenarien auf, wie sich die Photovoltaik in Afrika in Zukunft entwickeln kann. Die Szenarien „Policy driven“ und „Business as Usual“ bauen auf den aktuellen Ausbauzielen der verschiedenen Länder auf und nehmen eine kumulierte Leistung von rund 70 GW Photovoltaik im Jahr 2030 an.

Als wahrscheinlicher lässt sich das Szenario „Solarize Africa Accelerated“ betrachten: Es nimmt an, dass sich die Photovoltaik in Afrika auf ähnliche Weise entwickelt wie in anderen Teilen der Welt und geht von 170 GW installierter Leistung bis 2030 aus. Die zentrale Annahme im vierten Szenario, dem „Solarize Africa Paradigm Shift“, – das die aktuelle Stimmung aufgreift – ist, dass die afrikanischen Märkte das fossile Zeitalter in Teilen überspringen. Es kombiniert die installierte PV-Leistung mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens. Mit 600 GW kumulierter Leistung bis 2030 sieht dieses Szenario Afrika als zukünftig wichtige Region auf dem globalen PV-Markt.

Da eine halbe Milliarde Menschen in Subsahara Afrika ohne Zugang zu Elektrizität leben, findet sich im diesjährigen Bericht erstmals eine Analyse der Wettbewerbsfähigkeit von lokal abgetrennten Stromnetzen, sogenannten Microgrids. Schätzungen zufolge liegt etwa die Hälfte des Weltmarktes für solche Netze auf dem afrikanischen Kontinent. Saubere und zuverlässige Elektrizität ist einer der Schlüsselfaktoren für die positive wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Länder Afrikas.

Meerwasserentsalzung mit Photovoltaik

Ebenfalls zum ersten Mal befasst sich der diesjährige Bericht mit den Potentialen der Kombination von Solarenergie und Wasser. Eine Milliarde Menschen in Afrika hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ein Baustein für die sichere und umweltfreundliche Trinkwasserversorgung der Zukunft sind Wasserentsalzungs- und -aufbereitungsanlagen sowie Pumpanlagen mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen. Damit wird der Wassermangel ein zusätzlicher Treiber zum weltweiten Einsatz der Photovoltaik.

Ein Beispiel für intelligente Entwicklungen mit Wasser und Photovoltaik in Afrika, zeigt sich in Kenia: An der Küste ist eine solarbetriebene Microgrid-Entsalzungsanlage in Betrieb, die täglich 25.000 Menschen mit Frischwasser versorgt. Auch Floating-PV – schwimmende Solaranlagen – finden in Afrika bereits Anwendung.

Hier können Sie den „Intersolar Solarize Africa Market Report 2020“ herunterladen

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