Lithium-Ionen-Akkus: leistungsfähigere Batteriematerialien in Sicht

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Thomas Kuther

Eine Kombination mikroskopischer Verfahren rückt leistungsfähigere Batteriematerialien in greifbare Nähe. Das zeigt eine mittelhessische Forschungsgruppe in „Advanced Energy Materials“. Das Team schaffte es, zu zeigen, wie die Verbindung Lithium-Nickel-Oxid aufgebaut ist – eine Voraussetzung dafür, das Material erfolgreich in Lithium-Ionen-Batterien einzusetzen.

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Tritt ein STEM-Elektronenstrahl (weiß) durch die Anordnung der Atome in Lithium-Nickel-Oxid (Bildmitte), so entsteht ein Bild (unten), aus dem auf die Lage der Atome zurückgerechnet werden kann. Das untersuchte Material könnte auf der Kathodenseite von Batterien eingesetzt werden (links symbolisiert).
Tritt ein STEM-Elektronenstrahl (weiß) durch die Anordnung der Atome in Lithium-Nickel-Oxid (Bildmitte), so entsteht ein Bild (unten), aus dem auf die Lage der Atome zurückgerechnet werden kann. Das untersuchte Material könnte auf der Kathodenseite von Batterien eingesetzt werden (links symbolisiert).
(Bild: Elisa Monte, JLU)

Keine Energiewende ohne Energiespeicherung – umweltschonende Technologien erfordern leistungsfähige Batterien. Lithium-Ionen-Batterien haben sich seit Anfang der 1990er Jahre als führende Technologie für die Speicherung elektrochemischer Energie durchgesetzt. Ihre Herstellung ließe sich verbilligen, wenn man das preiswerte Lithium-Nickel-Oxid (LiNiO2) für die Kathode verwenden könnte, also für den Pluspol. „Das Material erleidet jedoch beim Laden und Entladen Schaden wegen des hohen Nickelgehalts, vor allem an der Oberfläche“, erklärt der Gießener Chemiker Professor Dr. Jürgen Janek, einer der Leitautoren der aktuellen Veröffentlichung. „Dies behindert den kommerziellen Einsatz von Lithium-Nickel-Oxid seit langer Zeit.“

Worauf diese Materialumwandlung beruht, ist in den mechanistischen Details bisher unklar – der Grund: „Es gab bisher keine experimentelle Methode, um die Anordnung aller einzelnen Atome in Lithium-Nickel-Oxid sichtbar zu machen“, wie die Marburger Physikerin Professorin Dr. Kerstin Volz erläutert, die Seniorautorin der Studie. „Insbesondere fehlen experimentelle Ergebnisse an Materialien, wie sie tatsächlich in einer Batterie verwendet werden könnten.“

Um diese Forschungslücke zu füllen, taten sich die Arbeitsgruppen von Volz und Janek zusammen. Das Team nutzte eine Kombination mehrerer Verfahren der Raster-Transmissions-Elektronenmikroskopie (STEM). Mit diesem Ansatz ist es der Gruppe gelungen, die Anordnung der Elemente Atom für Atom abzubilden. „Wir sind überzeugt, dass unsere Resultate helfen, neue Materialien mit verbesserter Stabilität zu entwickeln“, schreibt das Autorenteam.

Professorin Dr. Kerstin Volz lehrt Physik an der Philipps-Universität Marburg. Sie leitet hier das Wissenschaftliche Zentrum für Materialwissenschaften, ist Sprecherin des Graduiertenkollegs Funktionalisierung von Halbleitern (GRK 1782) und stellvertretende Sprecherin des Sonderforschungsbereichs Struktur und Dynamik innerer Grenzflächen (SFB 1083) der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Dr. Jürgen Janek ist Professor für Physikalische Chemie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Geschäftsführender Direktor des Gießener Zentrums für Materialforschung und wissenschaftlicher Leiter des BASF/KIT-Gemeinschaftslabors Bella, das ebenfalls an der Studie beteiligt ist. Zudem ist er Koordinator des Kompetenzclusters Festbatt, der vom Bundesforschungsministerium finanziert wird.

Materialforschung gehört zu den Forschungsschwerpunkten des Forschungscampus Mittelhessen (FCMH). Der FCMH ist eine hochschulübergreifende Einrichtung der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen, deren Aufgabe in der Stärkung der regionalen Verbundbildung in der Forschung, Nachwuchsförderung und Forschungsinfrastruktur liegt.

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