Kann die Energiewende mit E-Mobilität und Wasserstoff noch gelingen?
Qualitative Aussagen zur Energiewende helfen nicht weiter – quantitative Bewertungen der Konzepte offenbaren deren Realisierbarkeit, und hier sieht es schlecht aus.

In seinem Editorial in der ELEKTRONIKPRAXIS 14/2020 schrieb Redakteur Thomas Kuther: „In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnten 50,3 Prozent des deutschen Strombedarfs durch Ökostrom gedeckt werden.”
Sind wir also auf einem guten Weg zu einer erfolgreichen Energiewende? Meine Meinung: Nein, der Zustand ist ernüchternd! Die ersten mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) unterstützten Erneuerbare-Energie-Anlagen fallen aus der Förderung und müssen auf großzügige Subventionen durch die Stromkunden verzichten. Der Ausbau der volatilen Erneuerbare-Energie-Anlagen (aus Windenergie und Photovoltaik) ist ins Stocken geraten.
Eigentlich wäre der erheblich verstärkte Zubau der volatilen Erneuerbaren Energie erforderlich. Die Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes und die Elektromobilität verfehlen die gesteckten Ziele. Nachdem in die bereits bekannte Wasserstofftechnik schon im Jahr 2004 erneut viel Geld geflossen ist, wird diese Idee nun abermals als Lösung präsentiert und mit neun Milliarden Euro gefördert. Die Realität hat die Vorhersagen der Experten zu den Arbeitsplätzen und den Kosten Lügen gestraft.
2013 nannte Peter Altmaier, damals Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, kumulierte Mehrkosten von bis zu einer Billion Euro. Mittlerweile sind die Schätzungen um ein Vielfaches höher. Als damaliger Bundesminister für Wirtschaft und Energie erklärte Sigmar Gabriel bereits im April 2014 in Kassel: „Die Wahrheit ist, dass die Energiewende kurz vor dem Scheitern steht. Die Wahrheit ist, dass wir auf allen Feldern die Komplexität der Energiewende unterschätzt haben.“
Vielen ist nicht bewusst, dass es bei der Energiewende nicht nur um die Energieform Strom geht. Es geht darum, die gesamte fossile Energie, also aus Öl, Kraftstoffen, Kerosin, Kohle und Gas, für die drei Sektoren Strom, Wärme und Verkehr durch ein neues Energiekonzept zu ersetzen. Die ausschließliche Energiequelle soll Strom aus Erneuerbarer Energie sein.
Neben den begrenzten und weitgehend ausgeschöpften Energien aus Biomasse, Biogas und Wasser, bleiben nur noch die volatile Erneuerbaren Energien, die steigerbar sind. Um die Größenordnung zu verstehen, muss man heutige Zahlen kennen: Primärenergie rund 3600 TWh und volatile Erneuerbare Energie 170 TWh (2019). Die volatile Erneuerbare Energie hat somit lediglich einen Anteil von knappen fünf Prozent.
Für eine realistische Einschätzung muss man natürlich die Möglichkeiten, wie beispielsweise Power-to-Gas mit Rückverstromung als Speicherkonzept, Importe von aus Wind und Sonne erzeugten Energieträgern, Verwendung von Wärmepumpen zum Heizen oder Carbon Capture in ein Szenario für 2050 mit Sektorkopplung einbeziehen.
Die Ergebnisse sind ernüchternd: Der Ausbau der volatilen Erneuerbaren Energie wäre auf weit mehr als das Zehnfache von heute zu treiben und die volkswirtschaftlichen jährlichen Mehrkosten lägen dauerhaft bei mehreren hundert Milliarden Euro. Die Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wären katastrophal.
Die erhofften Innovationen sind ausgeblieben. Die immer noch fehlenden Stromspeicher sind die Achillesferse für die auf volatile Erneuerbare Energie aufzubauende Energieversorgung. Alle bisher genannten Konzepte (außer Power-to-Gas mit Rückverstromung) scheitern an der nötigen Kapazität für den Langzeitspeicher von wenigstens 40 TWh. Um das zu verdeutlichen: Diese Kapazität entspricht dem Tausendfachen aller Pumpspeicherkraftwerke Deutschlands.
Die wenigen Zahlen zeigen, dass die Energiewende keine realistische Erfolgschance hat. Daran ändern auch die beschlossene Elektromobilität und die Wasserstofftechnik mit hohen Fördergeldern nichts!
(ID:46687422)